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Freitag, 12. August 2016

Bresche ins Verwirrungsdickicht (2)

 Teil 2) Täter wollen, ja fordern der Tat angemessene Strafe! 
Wer sie verweigert, verweigert ihre Reintegration.





Und Täter FORDERN Strafe, ja sie fordern ANGEMESSENE Strafe! Sie WOLLEN Sühne. Wer keine Sühne will, will ja auch gar keine Re-Integration! So ein Mensch KANN deshalb gar nicht "resozialisiert" werden. (Die katastrophalen Irrtümer, die dem heutigen "Resozialisierungswahn" zugrunde liegen sind ja kaum zu zählen.) Das ist eine uralte Weisheit der Menschenkenntnis. Und jeder Mensch mit Verantwortung - wie Eltern - wird das aus der Kindererziehung bestätigen. Einem Kind (bzw. einem Menschen) angemessene Strafe vorzuenthalten ist sogar ein hinterhältiger Akt der Unbarmherzigkeit. Und Strafe braucht auch jene Öffentlichkeit, die sie durch die Tat betrifft! Deshalb waren ja bis in die Neuzeit Bestrafungsakte ÖFFENTLICH. So hat das Volk nämlich auch gelernt, Sühne des Täters in Vergebung zu wandeln. Wer einmal am Pranger stand, war am nächsten Tag wieder mehr oder weniger normales Mitglied der Gesellschaft. Und bei dem Bäcker, der heute "geschupft" wurde (also etwa bis an die Grenze des Ertrinkens in den Fluß getaucht), kaufte man morgen ohne Bedenken wieder die Semmeln, mit denen er betrogen hatte.

Erst so begreift auch ein Kind (in seinem Hineinreifen in den Selbstbesitz im Willen) allmählich, wo der Unterschied zwischen einem Mißgeschick und einer bösen Tat liegt, ehe das zu einer Haltung wird. Das zu unterscheiden ist manchmal nicht leicht, aber Eltern müssen das tun. Und man muß ihnen über Strafe und Umkehr (Reue, Wille zur Gutmachung, Wille zur Reintegration, zur Wiedereinsetzung in den alten Stand) Wege dazu zeigen. Zeigen, daß es die Strafe ist, die das Tor zum "alles ist wieder gut" bedeutet. Das müssen gerade Kinder real erfahren.

Gibt man Tätern (bei Kindern ist das besonders eingehend zu beobachten) diese Sühne nicht oder nicht in ausreichendem Maß, gehen sie immer weiter UM eine gerechte Reaktion zu erzwingen. "Straflosigkeit bringt Keckheit. Keckheit aber Ausschweifung."


Ebenfalls bedeutend ist das Tragen der Sühne (die eine Strafe ist) für die Opfer bzw. derjenigen, die an einer bösen Tat zu leiden hatten. Denn nur wenn der Täter auch sühnen - also: wieder zurück - WILL, kann ihm jene Vergebung gewährt werden, in der er wieder Teil der Gemeinschaft wird. Man kann sich nicht selbst entschulden (das Wort von "Ich entschuldige mich!" ist deshalb höchst problematisch, weil nominell falsch und kein Akt der Vergebung), sondern er muß von jenen "entschuldet" werden, deren Gemeinschaft er mit seiner Tat verlassen hat. Bereitschaft, eine Strafe anzunehmen ist deshalb der grundlegende Akt für Umkehr. Und diese endet eben nicht mit dem physischen Leben, im Gegenteil.

Auch ist etwa eine lebenslängliche Gefängnisaufbewahrung keineswegs in allen Fällen eine Alternative. Zum einen ist diese Strafe alles andere als "hochbarmherzig", denn dem Pönitenten wird jede Lebensentfaltung entzogen, die Gefängnisstrafe kann also durchaus das Maß gerechter Strafe überschreiten. Das muß individuell betrachtet werden und hängt vom Täter ab, ob er beim Fortleben im Gefängnis zu einer Umkehr gelangen kann - oder nicht. Und wer den Alltag in vielen Gefängnissen kennt muß wissen, daß das oft sehr fraglich ist. Es gibt ja den Spruch: Wer eine Straftat begangen hat aber noch kein Verbrecher war, wird das Gefängnis als Verbrecher verlassen.

Man kann gleichermaßen einer Gesellschaft nicht immer zumuten, über Generationen Maßnahmen (wie Gefängnisunterhaltung) mit Hochsicherheitsvorkehrungen zu betreiben, die enormen Aufwand brauchen, ohne daß deren Ausgang absehbar ist. (In diesem Sinn argumentiert Robert Spaemann einmal über die Endlagerung von Atomkraftwerks-Rückständen: Es ist sehr oft nicht zulässig, folgende Generationen mit Maßnahmen zu binden, die sie schwer belasten werden.) Eine verantwortliche menschliche Entscheidung muß sich immer im Gleichklang mit einer überschaubaren, halbwegs berechenbaren Zukunft befinden. Darüber hinaus gehende Entscheidungen zu treffen ist NICHT ETHISCH ZULÄSSIG weil es sich nicht in der Verantwortung der Entscheider befindet.

Aber aus dem Gesagten ergibt sich auch, daß Schwerverbrecher, denen die Todesstrafe VORENTHALTEN wird, aus KATHOLISCHER ANTHROPOLOGIE (und Weisheit der Pädagogik) HERAUS dazu drängen werden, nächste und gar noch schwerere Straftaten zu vollbringen. Denkt man in den Kreisen derjenigen, die die absolute Bannung der Todesstrafe fordern (und sie gar noch als unchristlich darstellen) denn nicht mehr nach?

Daß die Todesstrafe von "bösen" Regimes mißbraucht werden kann, ist ein ganz anderes Problem. Denn mißbrauchen läßt sich so gut wie alles, das bringt die Freiheit mit sich. Aber die Kirche hat das Ertragen von Ungerechtigkeit ebenfalls nie als ULTIMATIVE Katastrophe angesehen, sondern immer dazu aufgerufen, sie als Martyrium für die Menschheit selbst fruchtbar zu machen. Und so nebenbei: Erwachsenheit heißt immer und in erster Linie auch damit leben zu lernen, daß die Welt der Menschen fast pausenlos ungerecht ist. So wenig das natürlich anzustreben ist.

"Es gibt zwei Menschen auf der Erde, die jedes Wort sorgfältig abwägen müssen, das sie sagen. Einmal ist es der Präsident der USA, denn was er sagt kann schwere Konsequenzen in Krieg und Frieden haben. Und dann ist es der Papst."








*Wie hier schon mehrmals dargelegt, ist das Problem der Ehe heute (kulturkreisabhängig) ein Problem staatlicher ehefeindlicher Gesetze und gesellschaftspolitischer ideologisch motivierter Maßnahmen, die schon im natürlichen Bereich das Zustandekommen einer Ehe verhindern sollen. Leider wird dieser Bereich von der Kirche "großzügig" übergangen, bestenfalls mal nebenbei erwähnt, anstatt zu sehen, daß die Ehe in der Natur des Menschen ansetzt und anthropologisch als Kulturgeschehen verankert ist und sein muß. Gerade oft gutmeinende" Bischöfe und Seelsorger tun aber so, als wäre in solchen Bedingungen eine gewissermaßen "sopranaturalistische geistige" Ehe möglich zu führen. Anstatt daß sie die Finger auf die gesellschaftspolitischen Wunder legen. Denn dort begänne wirkliche Auseinandersetzung. Aber die scheuen sie alle. Alle. Der Papst eingeschlossen, der auch nur dem Zeitgeist hinterherhechelt.




*050716*