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Samstag, 6. August 2016

Vor den Vorhang! Ursache der Zweiten Weisheit (2)

Teil 2) Wer soll an einen wirkungslosen Gott glauben?




Die Jugend verweigert ohnehin längst. Denn Kinder und Jugendliche sind bekanntermaßen beinhart in einem Realismus, den man als Erwachsener gut beobachten (wenn auch nicht einfach direkt als relevant betrachten) sollte. Wer mit heutigen jungen Menschen spricht, wer deren völlige Ignoranz feststellt, die nicht einmal mehr in ablehnender Haltung besteht, sondern denen die Kirche einfach gleichgültig ist, und zwar wirklich gleichgültig, macht sich da keine Illusionen. Und der VdZ kann alleine auf zahlreiche persönliche Begegnungen hinweisen, in dem ihm junge Menschen aus ihrer Erfahrung als Kinder und Jugendliche IN DER KIRCHE genau das gesagt haben - sie halten die Kirche nicht für relevant, und zwar auch und gerade in religiösen Angelegenheiten. Die haben auch nicht unbedingt "gegen" die Kirche. Sie interesseert sie einfach nicht. 

Und sie wüßten auch nicht, warum sie sie interessieren sollte. Irgendwelche noch vorhandene "irgendwie religiöse Bedürfnisse", als Bezug zu einem doch geheimnisvoll Geahntem, nein, sogar Gewußten oder Ersehnten "irgendwas-Gott" (Energie, Kraft, Höheres Wesen, wie auch immer das genannt wird) werden reichsens bedient. Angebote warten um jede Ecke, und sie sind anerkannt, veräßlich, verfügbar und wohlfeil. Man kann, ja man muß wohl auch darin ein Indiz für die hier aufgestellte These finden.

Bei Erwachsenen ist es nicht anders, und wie gesagt: Genau bei jenen Erwachsenen, denen noch ein höherer Grad an gesundem Hausverstand und Vernünftigkeit zugeschrieben werden kann. Es sind die Freien Stände vor allem, die Menschen mit klarem Kopf, die Realisten, die er Kirche in Scharen davongelaufen sind, es sind die die in tiefer Vernunftbezogenheit aus Realitätssinn sagen: Da muß ich ja einen Vogel haben ...**

Und damit hat auch die Wahrheit selbst keine Funktion mehr. Sie wird und wurde als impotent erfahren. Man beginnt das klare Denken abzulehnen, es für welt-irrelevant zu halten, es als lebensfeindlichen Störfaktor zu sehen. Und um die allgemeine Fähigkeit zu denken ist es heute katastrophal bestellt.

Stattdessen hat - schon lange vorbereitet, nun immer offener zutage tretend, von einer Renaissance gewisser Hollywood-Unterhaltungsprodukte einer "neuen Glücklichkeit der Bescheidung und willkürlicher, einfach nur noch gefühliger Familialität freier Entscheidung" begleiteter -  eine außerordentlich pragmatische, einfach alles faktisch Brauchbare einbindende Weisheitsrede eingesetzt, über die hier schon mehrfach geschrieben wurde. Ein Ersatzdenken, das den Vorteil hat, so brauchbar zu sein, weil es keine strengen denkerischen Grenzen kennt, an die es sich zu halten gäbe.

Neu ist das hier Angerissene nicht unbedingt. Neu ist nur, die Zusammenhänge zur sogar globalen Kulturstimmung herzustellen,die sich anderswo ja schon viel länger aus einem zerstörten Kult speist (man denke nur an die protestantischen Strömungen und Kirchen). 

Neu ist, die Ursache für das praktische Verdunsten von Gott aus dem Denken der Menschen, sein Verschwinden als Faktor des Geistes in der allgemeinen, im alltäglichen Leben stattfindenden Suche nach Glück, sein Ersetzen durch Erlebensqualitäten, neu ist also, daß die Ursache dafür in einem der Liturgieentstaltung seit den frühen 1970ern zu suchen ist. Nach deren praktischer Durchsetzung mit ihren faktischen Ergebnissen sich die Rolle der Kirche im Leben der Menschen exponentiell aufzulösen begann. Und aus diesem Erleben heraus hat sich die geistige Landschaft der Menschen - als Zurückweisen des logos, in neuer Schuldbewältigungsstrategie - komplett, nein sogar fundamental umgebaut. 

Denn wenn es heißt, daß Kultur im Kult gründet, so ist das ja keine frömmelnde These, sondern ein aus der Praxis sich ergebender, realer Zusammenhang. Lex orandi - lex credendi. So, wie der Mensch betet, so glaubt und damit denkt er. Denn allem Denken geht ein Glaube voraus.

Aber wer bitte sollte an einen Gott, der überhaupt nicht mehr wirksam ist, der im Kult gar nicht mehr erlebbar, erfahrbar ist ("Die Kirche spielt sich die Häuser leer," meinte ein keineswegs dummer und schlechter oder kirchenferner Regisseur einmal zum VdZ, und er meinte GENAU diese Erfahrbarkeit), wer also bitte sollte mit so einem Gott in seinem Leben real rechnen? Ja, ist denn nicht der Begriff Gott mit Macht und Wirklichkeit und Wirksamkeit unlösbar verbunden? Wenn also dieser von der Kirche verkündete und behauptete Gott eigentlich nur noch eine hysterische Behauptung ist, hinter der nur für den Realität steht, der eigentlich schon längst keine Realität mehr zur Kenntnis nimmt, dann kann das gar kein Gott sein.


Morgen Teil 3) Gott in der Welt - auf einer neuen Stufe





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