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Donnerstag, 4. August 2016

Welt, die immer dieselbe bleibt

Solche Berichte sind nur sanfte Verweise. Verweise auf eine Erde, die in sich um Dimensionen komplexer und stabiler ist, als es sich mathematisch-rationalistische Wissenschaft, die sich ja selbst darin definiert, daß sie nur jeweils isolierte, reduzierte Einzelvorgänge unter kontrollierten Bedingungen zum Gegenstand ihrer Untersuchung macht, auszumalen vermag. Die deshalb nie ein Weltbild ergeben, sondern nur Weltbilder belegen kann.

Auch in den Wäldern der Borealis zeigt sich dasselbe, was in diesem im Video vorgestellten Projekt in den arktischen Zonen festgestellt wurde: Der höhere Anteil von CO2 in der Luft bewirkt eine Veränderung der Vegetation. Aber diese verändert nicht nur die Präfernz von Arten - das Moos weicht dem hochwüchsigen Buschwerk - sondern auch die gesamte mikrobiologische Komposition des Bodens. Damit nimmt (mit dem Zuwachs an CO2, das bekanntlich ja Lebensbedingung der Pflanzen überhaupt ist, also als "Dünger" fungiert, ohne den jede Pflanze sogar absterben würde) auch die Fähigkeit des gesamten Ökosystems Arktis zu, CO2 aufzunehmen. Es wirkt damit als "CO2-Senke", über deren Dimension man nur spekulieren kann. Das ist der gegenteilige (!) Effekt, den die sogenannten "Klimamodelle" einberechnen, die bislang von einer verminderten CO2-Aufnahme durch Wärme ausgehen. Man könnte es hingegen auf eine andere Formel bringen: Weil es hier und dort wärmer wird (in regionalen Schwankungen, wie es eben immer war), wird in bestimmten Welt- und v. a. Meeresregionen mehr CO2 freigesetzt bzw. weniger gebunden. Dieses aber wird u. a. durch die kalten Zonen zu Land wie im Meer in (oft sehr) langjährigen Prozessausgleichen wieder assimiliert.

Wenn es also zu Veränderungen in der Vegetation kommt, so sind sie generell nicht einfach Anpassungsvorgänge, sondern in ein System rückgekoppelte Vorgänge von Wechselwirkungen innerhalb eines Ganzen, die sich alle an einem orientieren: Daß das Wesen der Dinge zugleich auch jene Bandbreite ist, in der sie jeweils um ihr Selbstsein kreisen, und in diesem Selbstsein ein in sich vom Menschen nicht im entferntesten "zerstörbares" Gesamtsystem Welt und Erde bilden. 

In dieselbe Kerbe schlägt eine andere Nachricht, diesmal aus der sogenannten "Evolutionsforschung". Denn man kann allmählich an der Tatsache nicht mehr vorbei, daß sich trotz starker Klimaveränderungen in der Vergangenheit die Lebenswelt auch in den Lebensformen extrem stabil hielt. Auch historisch stärkste klimatische Veränderungen haben nicht zu jenen Mutationssprüngen geführt, mit denen die Evolutionsbiologie als Grundbedingung spekuliert (die sie also einfach annimmt, in einem ihrer zahlreichen Zirkelschlüsse setzt, denn sonst geht das Weltanschauungsmodell einer mechanistisch aus sich selbst gewordenen Welt schon an der Zeitbedingung nicht auf.)

Was bestenfalls noch mit einer "unerwarteten Anpassungsfähigkeit der Arten an Umweltbedingungen" erklärt wird, ist aber genau das: Das System wird durch das Wesen der Weltdinge (die zugleich die Welt sind, also nicht einfach "in der Welt herumstehen") getragen und bestimmt.² Es ist aber nie völlig starr und stabil, weil alle Dinge aus ihrem Selbstsein heraus jeweils darum kreisen, sich - ihr Wesen - in Wechselwirkung mit den eintreffenden Einflüssen zu erhalten. Das führt zu gewissen Formvariationen, aber nie zu einer prinzipiellen Veränderung von "Arten", also Wesensformen. 

Ändern sich Umweltbedingungen dramatisch und rasch (also sehr rasch, nämlich katastrophisch; wie bei den Sauriern), kommt es historisch zwar zum "Aussterben" von bestimmten Erscheinungsformen (v. a. in der Größe) und sogar Arten, aber nicht zu "Neubildungen". Mit zahlreichen Zusammenhängen, wie jene zwischen der Größe eines Lebensraumes, seinen Bedingungen als "Umwelt", und der Größe der Individuen.* Nur mit dieser Geschwindigkeit ist deshabl auch das Verschwinden so vieler sehr früher Arten wirklich erklärbar. Unter Bedingungen, unter denen sie mehr vor den Katastrophen geschützt waren, haben sie nämlich überlebt. 

Die Bedingungen auf der Erde waren über die Jahrtausende nämlich weit stabiler, als es uns oft erscheinen will, die wir von den Tagesereignissen gejagt oft schon glauben, die Welt würde sich ständig ändern - weil wir ihren tragenden Grund, ihre (fast möchte man sagen:) gemütvollen, langsamen, ungemein komplexen Grundrhythen, ihr stabiles Wesen gar nicht mehr als unter allem Tagesvereinzelten liegend erkennen. Die Welt hat sich auch durch die Industrialisierung nicht geändert. Was sich geändert hat ist lediglich unsere Art der Rezeption, die gemäß und in Wechselwirkung mit unseren Philosophien (als verbreitete Weltanschauungen) immer aktualistischer wurde und den zufälligen Augenblick kategorial überschätzt. Wir wurden in progressivem Steigerungsverlauf zu Hysterikern.**

Das ist eigentlich schon der Schlüssel zu so gut wie allem, was als "Probleme" aufgekocht wird. Die wahren Weltprobleme liegen aber ganz woanders. Und weil wir das in Wahrheit sehr wohl wissen, aber nicht mehr rationalisieren können, ersetzen wir diese grundsätzliche Problematik durch theatralische Schaubilder ähnlichen Inhalts - wie der "Apokalypse durch Klimawandel". Denn ein Wort daraus stimmt: Apokalypse als begrenzende Final-Wand der Welt. Aber diese ist ganz anderer Art.









*Typischestes Beispiel: Inseln oder Lebensräume mit Inselbedingungenweisen stets Festlandarten auf, die sich unter isolierten Bedingungen und in kleineren Lebensräumen auch deutlich kleinwüchsiger ausbilden. die Größe von Tieren bzw. lebewesen weist also immer auf die Größe des Lebensraumes hin, auf den bezogen sie leben und wachsen. Eine nicht-auseinandergerissene Landmasse also, wie sie die Erde ursprünglich wohl gewesen sein muß, muß also auch deutlich größere Lebewesen zeitigen. Beispiel: Der Blauwal ist Bewohner der gesamten Weltmeere. Aber man denke an das historisch belegte Zurückdrängen der ältesten afrikanischen Stämme - sie dürften die ältesten Afrikaner, ja überhaupt Menschen sein - in die Regenwälder. Was zum Zwergenwuchs der Pygmäen führte. Während die aggressiveren, weit weniger bodenverwurzelten Stämme der grenzenlosen Steppen - deren Ruhelosigkeit und Grenzenlosigkeit zur Ausbreitung des Menschen über die Erde führte - deutlich größer sind.

²Es würde den Rahmen sprengen, darauf näher einzugehen, aber es soll erwähnt werden: Dieser Annahme korreliert eine Annahme von Substanzbildung aus der Faktizität der Aktualität heraus. Dies hat eigentlich die hegelianische Weltanschauung zur Grundlage, daß die Dialektik der Dinge auch ihre Substanz "schafft", sich also Ontologie ins Faktische verlegt. Eine Philosophie, die sich im 20. Jhd. in Whitehead, Zubiri etc. scheinbar auf neuem Niveau artikuliert hat und in totalem Relativismus endet, wenn man sie nicht mit einer korrekten Ontologie zusammenzubringen vermag. Was einem rein weltimmanentistischen, materialistischen, absoluten Geist (Gott) ablehnenden Weltbild schon prinzipiell nicht gelingen kann. Hier wäre aber oft schon Gödel-Kenntnis hilfreich, der die Notwendigkeit einer nur noch intuitiv erfaßbaren, weil notwendig zu setzenden Transzendenz (ohne die es keine Mathematik gäbe: sie geht von nicht aus ihr beweisbaren, nur apriorisch zu setzenden Weltbedingungen aus) mathematisch-rationalistisch bewiesen hat. (Der religionslose Gödel endete in Spukglaube und Verschwörungswahn.)

**Das in den Augen des VdZ sinnträchtigste Symbol dafür ist das seit Jahrzehnten - und in so vielen Hollywood-Schinken ständig neu aufgekochten - bestehende Vorstellungsbild, daß "ein Druck auf einen Knopf" reichen würde, um die Welt auszulöschen oder zu verändern. Die gestalthafte Verlagerung des Denkens, Handelns und Existierens auf die Tastatur - ein Knopf kann ein ganzes Leben verändern, eine Abstimmung verändert durch Knopfdruck scheinbar die Welt - ist dessen Verallgemeinerung.





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