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Mittwoch, 28. September 2016

Einfach heißt nicht strunzdumm

Die wahrscheinlich massivste destruktive Auswirkung der sogenannten Aufklärung - ein Mythos, der versucht, die geltenden Mythen zu eliminieren - ist den Anspruch zu verkünden, daß jeder alles zu denken vermöge. Daß die Denkinhalte nicht mit den Lebenshorizonten der Menschen, konkret und direkt auf ein Lebensumfeld bezogen, übereinstimmten, sondern allen alle Horizonte offenstünden.  Man müßte nur "informieren". 

Damit wurden aus einfachen Menschen strunzdumme Menschen, ja, einfache Menschen scheint es kaum noch zu geben. Denn die Aufklärung hat sich zum Ziel gesetzt, alle strunzdumm zu machen. Jene, die sich auf ihre Lebenshorizonte beschränken und intuitiv und aus sittlicher Gefaßtheit wissen, daß es nicht um die Quantität sondern um die Qualität, die Tiefe der Welt geht, die wiederum in allem (!) und jedem Lebenskreis in ganzer Fülle enthalten ist (und hierein tatsächlich "gleich"), wurden gerade für die Aufklärer zum irrationalen Pöbel. 

Aber sie vergessen, daß ERST jemand, der sich hingebungsvoll um die Fertigung von Tischen, Schuhsohlen oder die Urinprobleme seiner Kühe kümmert, oder seine Lebensaufgabe in der Analyse der Verbalkonstruktionen in den Mande-Sprachen sieht, genau DARIN, genau in der redlichen Befassung damit auch jene Prinzipien erfaßt, die auch auf den ersten Blick das Handeln eines Politikers beurteilen lassen. Auch ohne um die Gesetzesfeinheiten eines "hochkomplexen" Handelsvertrages oder Steuerregelungen bescheid zu wissen oder Formulierungen zu suchen, die falsch oder richtig sind. Solcherart zu (Gesamt-)Urteilen zu kommen ist keineswegs "irrational", sondern sogar die einzige Möglichkeit für den Menschen, zu gerechten Urteilen zu kommen. Selbst jeder Gegenbeweis aus Details kann bestenfalls den Grad des Gesamturteils beeinflussen, das oft schon im Blick ins Gesicht wahrer und aussagekräftiger ist als Detailprüfung je zu ergeben vermag. Details haben nur im Gesamthorizont übgerhaupt Wert, nur von dort aus erhalten sie ihr Gewicht.

Leider macht auch die Kritik oft dieselben Fehler, indem sie sich dazu verleiten läßt zu meinen, daß die Qualität der Politik tatsächlich an den Formulierungsdetails eines solchen Vertrages (etc.) beurteilen ließe. Sich auf einzelne Aussagen stürzt, bejahend oder verneinend. Ohne zu sehen, daß diese Details nur belegen können, aber nicht eigentlicher Gegenstand sind. Damit macht sie sich wirkungslos, ja flieht vor den eigentlichen Problemen.




*220816*