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Samstag, 8. Oktober 2016

Eine Ahnung von königlicher Herrschaft

Der Leser möge in disem Film (50 min.) die zu Wort kommenden "Historiker" vergessen. Irrelevant. Aber wer ein wenig Veröffentlichungen zeitgenössischer Historiker - mit ganz ganz seltenen Ausnahmen - verfolgt, weiß ohnehin darum. 

Ansonsten nämlich enthält der Film zahlreiche Einsprengsel, aus denen ERAHNBAR wird, was ein Kaiser, ein König gewesen ist und wäre. Und was DIESER Kaiser Franz Joseph I. gewesen ist. Der nämlich als Kämpfer gegen die Moderne und damit als Bote des Ewigen zu werten ist, mit einem Weitblick, den man an ihm gaz gewiß unterschätzt - gerade dort, wo die Gegenwart in ihrem Fiebertaumel meint, seine "Einfachheit" wäre einem trüben Blick zu vergleichen. Im Gegenteil.

In welchem Unverständnis, in welchem Anti-Modernismus aber viel von dem wurzelt, was man ihm als Unfähigkeit zuschreibt. Der es so aber wenigstens schaffte, etwas von einer Kultur im Bestand zu halten, die nach 1918 und wie erst nach 1945 rückhaltlos zusammenbrach. Alleine in seiner langen Regentschaft, die mehr als zwei Genrationen übergriff, hat er einen Kulturraum geprägt, indem er die Weltbegegnung von 50 Millionen Menschen geprägt hat. Das Gute KANN gar nicht "verständnisvoll" der Moderne begegnen.

Seine tragischeste und weitreichendst falsche, ja den Untergang fast vorprogrammierende politische Verirrung war gewiß das absurde Verhalten im Krimkrieg 1953, als Franz Joseph I. es sich mit dem russischen Reich nachhaltig verscherzte. Damit blieb ihm nur noch Preußen als möglicher Bündnispartner. Genau jenes Preußen, das ihn dann am nachhaltigsten schwächte. Und ein Operettenkönigtum "Italien", das nur darauf wartete, den "Bündnispartner" auszuplündern.

Erst in den Zaren wären Franz Joseph I. Herzensgleiche begegnet, nur mit ihnen hätte sich Einheit im Ziel herstellen lassen. Beide Monarchen, Nikolaus II. und Franz Joseph I., sind dann prompt an derselben Problematik gescheitert. Beide haben denselben Fehler gemacht, Österreich aber hat es eingeleitet. Seine größte Schwäche war gewiß, daß er nicht begriffen hat, daß Leben und Pflicht auch Mut zur Utopie braucht. Zu spät kam alles, vor allem militärisch, hier hatte Hötzendorf ganz sicher recht.*

Italien erübrigt jede Diskussion. Vom "kaiserlichen" Preußen-Deutschland wollen wir aber ebenso hier nicht gerne hier reden. Das gegen wahre Herrschaft wie eine lächerliche und genau in seiner Posenhaftigkeit die Moderne verkörpernde Karikatur - die Moderne IST eine Karikatur - von organischer, gottgewollter Herrschaft wirkt, die ein lautes Ersatztheater auf die Beine stellen mußte, um den Grundfehler zu vertuschen. Dieses "kaiserliche" Deutschland war in seinem Wesen verkörperte Moderne, und DAS hält Deutschland über Hitler bis heute in seinen Klauen.

Wie anders dagegen Österreich. Viele Deutsche haben dieses Wissen aber bis heute nicht verloren. Als der VdZ zum Begräbnis von Otto v. Habsburgs im Juli 2011 nach Wien reiste - Zehntausende säumten des letzten Thronfolgers und letzten Offizier der kaiserlichen Armee letzten Weg -, traf er für ihn überraschend auf viele Bundesdeutsche, die extra wegen der Trauerzeremonien angereist waren. Sie kamen aus Frankfurt und Bayern. Sie wußten alle, ahnten es zumindest, worum es ging und immer gegangen war.









*Conrad von Hötzendorf, Generalstabschef der k&k-Armee, riet seit 1904 dringend und wieder und wieder, durch Präventivschläge gegen Italien und Serbien endlich die nötige Initiative zu ergreifen und Österreich als lebenskräftigen Faktor im europäischen Rahmen zu positionieren. Ehe es zu spät und die Monarchie innerlich zu schwach war. Man hat ihn deshalb als "Kriebstreiber" verleumdet. Aber er war nur weitblickend.



*220816*