Dieses Blog durchsuchen

Donnerstag, 22. Dezember 2016

Naturschützender Effekt durch Kultivierung

Eine von der University of Arizona and Penn State begonnene historische Untersuchung (u. a. an Baumringen) in Kalifornien über die letzten 415 Jahre brachte deutliche Hinweise, daß die Art, Größe und Zerstörungskraft der Busch- und Waldbrände mit der Art zusammenhängen, wie die Landschaft bewirtschaftet wird, und nicht mit klimatischen Einflüssen. Wird eine Landschaft intensiv genützt, wird damit auch einem potentiellen Feuer Nahrung entzogen. Ausbrechende Waldbrände bleiben dadurch begrenzt und weit weniger schwer, sie können sich auch nicht über Wiesen, die von altem, langem, trockenem Gras oder Unterholz bestanden sind, ausbreiten. Einen ähnlichen Effekt hatte auch die traditionelle Brandrodung der Indianer.

Historisch läßt sich zeigen, daß in Phasen, wo diese Bewirtschaftung zurückging oder gar aufgegeben wurde, auch die Brände in der Schwere zunahmen. Während sich zwischen Klimaverhältnissen - Trockenheit, Feuchte, etc. - und Bränden keine Zusammenhänge finden, Brände sind davon unabhängig. Dafür zeigt sich, daß etwa der Rückgang der indianischen Bevölkerung nach der Zuwanderung der Spanier im 18. Jhd. mit dem Rückgang der Bewirtschaftung auch einen Anstieg der Zahl der schweren Waldbränden nach sich zog. Dasselbe läßt sich umgekehrt über Gebiete sagen, die temporär intensiv genutzt wurden, wie beim Goldrausch im 19. Jhd.. Der dadurch erhöhte Bedarf an landwirtschaftflicher Nutzung und Holz aus den Wäldern ließ die großen Brände zurückgehen. Und als 1904 die amerikanische Regierung gezielte Brandbekämpfungsprogramme auf öffentlichem Land startete, gingen die Feuer ebenfalls deutlich zurück.

Seit 1980 steigen die schweren Brände in Kalifornien wieder. Warum das so sein könnte, erwähnt der Artikel über die Studie nicht, es könnte viele Gründe dafür geben, eigentlich alle hänge mit menschlicher Tätigkeit zusammen. Aus anderen Studien (die auch auf diesen Seiten besprochen wurden, soweit erinnerlich) im Yosemite Nationalpark im selben Kalifornien könnte man aber ergänzen, daß damals eine "Umweltschutzupolitik" einsetzte, die die Wälder schützen wollte und "in Naturzustand" beließ. In der Meinung, damit etwas Gutes zu tun, bekämpfte man jeden noch so kleinen Brand sofort. Der gegenteilige Effekt trat ein. Die Zahl der Kleinbrände fiel, aber die der verheerenden Großbrände stieg, und man wußte lange nicht, wie das zusammenhing. Bis man vor einigen Jahren die Strategie änderte und kleinere und häufigere Brände wieder zuließ, nicht sofort bekämpft. Das hatte im Yosemite-Nationalpark tatsächlich den Effekt der Reduktion von katastrophalen Großereignissen. 

Man weiß heute, daß es zwar durch die intensive Brandbekämpfung über 50 Jahre bis 1980 kaum zu Großbränden gekommen war, daß genau damit aber zusammenhängt, daß die Situation wieder eskalierte. Denn vor dieser menschlichen Unterdrückung aller Brände ist der Yosemite-Wald von sich aus (Blitzschlag etc.) alle 25 Jahre vollständig niedergebrannt, um sich jedesmal wieder zu regenerieren. Nicht in einem Stück, aber insgesamt betrachtet. Heute versucht man, diesen autochthonen Zustand der Selbsterhaltung des Waldes annähernd wieder herzustellen.

Denn nicht nur die Feuer, auch ihre Art ist dann unterschiedlich. Die häufiger ausbrechenden lokalen Brände sind eher bodennah weil Ereignisse, die sich durch eine Art "Schachbrettmuster" aus abgebrannten und voll bewachsenen Flächen selbst begrenzen. Während katastrophische Großbrände die Zerstörung der Walddächer (also der Baumkronen) bewirken, sodaß eine Regeneration anders verläuft und schwieriger ist. Außerdem hommogenisieren sich dann die Flächen, und bereiten so den Boden für nächste Superbrände. Aus Kanadas und Sibiriens Tundrenwäldern weiß man ja  mittlerweile sogar, daß die Samen manche Fichtenarten diese Feuer brauchen, um auszutreiben zu können.(Auch darüber wurde hier berichtet.)

Es liegt also nahe anzunehmen, daß auch die Zunahme der schweren Waldbrände in Kalifornien seit 1980 einer allzu strikten Katastrophenverhinderungspolitik (und keiner Klimaveränderung o. ä.) zuzuschreiben sind. In jedem Fall ist zu erkennen, daß die Veränderung der Intensität der Waldbrände mit menschlicher Tätigkeit zusammenhängt, von klimatischen Veränderungen aber unbeeinflußt ist. Denn in jedem Fall ist klar, daß der in Kultur oder Zivilisation ausgeübte menschliche Einfluß auf die Landschaft mit ihrem Wetter korrespondiert, und zwar in jeder Richtung. Wie diese Zusammenhänge aber genau aussehen weiß man nicht wirklich.





*161116*