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Samstag, 4. Februar 2017

So begann die ganze Geschichte

Schon länger wollte der VdZ auf diesen Film hinweisen: "Der Krieg des Charlie Wilson" Er ist nämlich zum einen einmal verdammt gut gemacht, und glänzt durch eine Riege hervorragender Darsteller. Von Tom Hanks über Philip Seymor-Hofmann zu Julia Roberts. Da beginnt sich ein (katholischer) Kongreßabgeordneter der USA  - mit höchst zwiefelhaftem Ruf, Katholik eben, denn Katholiken "denken dogmatisch, handeln aber liberal", wie jemand einmal meinte (Protestanten machen es umgekehrt) - für den Afghanistan-Krieg der Sowjets zu interessieren. 

Und er schafft es. Er nützt seinen Einfluß, seine geschickten Machinationen, in denen er sich die Gesetze dehnt und ausbeult, wie sie es nur zulassen, sondern einfach das US-System ausnützt, und baut im Alleingang von Pakistan aus den afghanischen Widerstand auf. Der tatsächlich gelingt. Natürlich als Geheimoperation, denn offen darf die USA nicht gegen die Sowjetunion auftreten, das würde einen Weltkrieg lostreten. Mit den US-Geldern wird in Afghanistan eine Widerstandsarmee aufgebaut, geschult, mit modernsten Waffen versorgt. Und die schmeißt die Sowejtunion, nominell unendlich überlegen, aus dem Land. 1988 zieht die Rote Armee ab.

Aber das Bemerkenswerte an diesem Film ist, daß er wie der Introitus zum weiteren Verlauf der Vorgänge im Nahen Osten wirkt. Er steht ganz am Anfang der dortigen Ereignisse der letzten 15 Jahre. Denn diese Mudschahedin, diese (sunnitischen) Armeen kehren nicht nur in ein zerstörtes Land zurück, dessen gewachsene Strukturen - noch vor 50 Jahren war Afghanistan ein blühendes Land, man glaubt es kaum, mit nahezu europäischem Lebensstandard; der VdZ kam in Kontakt mit Afghanen, die mit Tränen in den Augen Bilder von damals zeigten - sondern sehen dies als ihre Stunde, sich überhaupt gegen Großmächte zu stellen. Sie wissen ja nicht einmal, daß die USA (und schließlich auch arabische Staaten) hinter ihrem Erstarken gestanden sind.

Und das ist auch völlig irrelevant. Wer jemandem Möglichkeiten zuschiebt, die seine Persönlichkeit, sein Potens, seine Schaffens- und Verantwortungs- weil Eigentumskraft übersteigen, muß davon ausgehen, daß sich im vermeintlich "nur Unterstützten" eine Rechtfertigung ausbildet, in der er sich alles als Recht, Anspruch und Eigenlistung zuschreibt. Mit einer weiteren katastrophalen Folge: Die Unterstützten werden herausgelöst aus allen Abhängigkeits-, Sozial- und Autoritätsstrukturen, aus aller kulturellen Institutionalisierung, den Staatstrukturen, aus allem. Darauf kann nur noch Chaos folgen. Die Hilfe der Amerikaner hat also einen grundsätzlichen Geburtsfehler.

Afghanistan hat nach Wilsons Geniestreich keine gesellschaftlichen, sozialen Strukturen mehr. Die sind mit dem Sturz der vormaligen sowjet-freundlichen Regierung - denn die Sowjets haben gewachsene Strukturen bewahrt, wie immer man dazu stehen mag - gefallen. Das Land versinkt in einen Krieg aller gegen alle, denn neue Strukturen müssen sich bilden.

Und die Kämpfer, darunter viele aus anderen Ländern, Söldner, islamische Freiheitskämpfer, schwärmen aus, und zetteln unter religiösen Vorzeichen im ganzen Vorderen Orient und in Nordafrika Umstürze an. Sie schwärmen aus, und beginnen, eine arabisch-islamische Großmacht aufzubauen, die als IS(IS) dutzende Staaten in Arabien und Nordafrika unter ihre Gewalt bringen will. Und als Terrororganisation den USA längst über den Kopf gewachsen sind.

Wer heute über Syrien und den Vorderen Orient und Nordafrika nachdenkt, muß diese Geschehnisse - der Film beruht auf wahren Begebenheiten - ganz an den Anfang stellen. So fing alles an.










*140117*