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Dienstag, 4. April 2017

Angst, nicht geliebt zu werden (1)

Auch das zweiter der "Allein unter ..." Bücher von Tuvia Tenenbom, das der VdZ nun las, liest sich, als sei man mit eingeseiftem Podex auf eine Rutschbahn gesetzt, und mit dem Aufschlagen der ersten Seite geht die Fahrt unaufhaltsam ab, bis man bei der letzten Seite angekommen ist. Seine lapirare Art, die unerschrockene Offenheit, mit der er seine Themen angeht, kann begeistern. Selbst wenn man seine Ansichten nicht immer teilt. Aber meist befleißigt er sich einer Zurückhaltung, die durch die knappe Sachlichkeit, die dabei herauskommt, ein Bild zeitigt, das man ob seiner Realistik einfach schätzen muß. Und ohne daß er viel interpretieren muß, enthalten diese Bilder mehran Interpretation, als manchem lieb sein kann. So wurde ihm auch für "Allein unter Flüchtlingen" die ganze Schublade an Vorwürfen vor die Füße gekippt, deren so mancher eben fähig ist.

Dabei ist die Aussage seiner Recherchefahrt quer durch Deutschland ganz simpel, und sie ist auch keineswegs neu. Neu ist nur, daß sie jemand formuliert, den anzugreifen derselbe Reflex hindert, der Deutschland in ein wahres Desaster geführt hat: Es hat nämlich, um der Welt zu beweisen, daß es nach der Hitler-Zeit wahrhaft "gut" ist, eine Flut von Flüchtlingen - die in praktisch allen Ländern der Welt viel zutreffender als "Migranten" bezeichnet werden - ins Land geholt, und dabei sämtliche seiner eigenen Gesetze gebrochen, die sie in Wahrheit gar nicht interessieren. Hunderttausende, ja Millionen sitzen nun in einem Land, in dem sie keinen Platz haben, das keine Verwendung für sie hat, und sie mit einer abstrakten "Versorgung" zudeckt, der aber jede Gerechtheit fehlt. Das einzige, was funkntioniert, schreibt Tenenbom, ist der Transport, die Logistik. Und - die PR-Maschinerie eder Parteien, die die Flüchtlinge sämtlich nur mißbrauchen.  

Und das absolut Groteske daran: Mißbrauchen die "Willkommen Flüchtlinge"-Pose, mißbrauchen die Zuwandererproblematik, um ... die "rechte Gefahr" abzuwehren. Tatsächlich antworten vom Juden Tenenbom befragte Politiker der Reihe nach in diesem Sinn. Aber es ist ihnen piepegal, daß nun diese Menschen in aberwitzigen Unterkünften untergebracht vegetieren, leiblich wohl gut versorgt, aber mit gar nicht absehbaren seelischen und geistigen Schäden, die sie dort erleiden. Zusammengepfercht mit Menschengruppen, die sich am Ausgangspunkt ihrer Wanderung noch Todfeinde waren, eingesperrt in Lagern, wo sie nur essen und schlafen können, ansonsten aber vor Langeweile aggressiv oder trübsinnig werden. Linke sind da um nichts besser wie die Rechten, die sogar wenigstens noch ehrlicher sind und nicht erst versuchen, ihre Menschenverachtung zu maskieren. In einer fast ein wenig überraschenden Tatsache sind sie sich sogar bemerkenswert einig: Linke wie Rechte zeichnet gleichermaßen eine ausgesprochen anti-israelische Haltung aus. Und das haben sie mit fast allen der Zuwanderer absolut gemeinsam.

All das in einem Land, von dem Tenenbom immer wieder und wieder feststellt, daß sich kaum noch jemand seine Meinung offen darzulegen wagt, das Freiheit der Rede einfach nicht mehr kennt. Das haben selbst die Migranten rasch begriffen und differenzieren sehr gut, was sie wem sagen können. In einem Land, das sich gespalten hat: In jene, die sich für absolut "gut" halten, und dafür die Migrationsfrage mißbrauche, die zu lösen sie nicht den Funken von Plan je hatten und haben - denn Tenenbom recherchiert, daß die Probleme mit den damals noch in geringerer Zahl eingewanderten Migranten schon vor 20 Jahren um nichts anders waren! Nichts, nicht das Geringste hat sich seither geändert! Niemand hat sich je Gedanken gemacht, wie man dieses so schwierig, ja fast gar nicht lösbare Problem derartriger Massenzuwanderung aus fremden Kulturen lösen könnte, und dennoch hat man sich unter pathosschwerer Geste an die Brust geschlagen und weiterhin der Welt "bewiesen", wie gut man doch sei.

Und hier spielen die Medien mit der Politik derartig verblüffend zusammen, daß Tenenbom aus dem Staunen nicht herauskommt. Das soll deutscher Journalismus, das soll überhaupt Journalismus sein? 

Kritik gibt es nicht. Stattdessen verstehen sich die etablierten Medien als die großen Erziehungs- und Belehrungsmeister des Volkes. Was sie berichten ist nicht die Wahrheit, im Bemühen ein Bild der Realität zu zeichnen. Sie scheuen nicht einmal vor ganz offensichtlicher Lüge zurück, sie scheuen nicht einmal vor Menschenhatz zurück. 

Wie im Fall Pirincci, den fast alle offiziell maßgeblichen Medien nachweislich (und durch dutzende in Gegenwehr erzwungene Widerrufe belegt) verleumdet und bewußt falsch zitiert, vor allem aber: dessen Existenz als Schriftsteller man durch Boykotte ruiniert hat. Den Tenenbom ebenfalls besucht hat und in "Allein unter Flüchtlingen" ein Bild von ihm zeichnet, wie der eben ist: Ein etwas gewöhnungsbedürftiger, aber mein Gott: halt typischer, durchaus auch kultivierter, aber halt etwas protzig angelegter Türke zweiter Generation, der sich schöne junge Frauen an den Trophäenhut stecken möchte, eben aber: ein Künstler ist! Aber  ist das ein Grund, um eine derartige Menschenhatz zu veranstalten, wie Pirnicci sie zu erleiden hat? Tenenbom wird Zeuge, wie Akif Pirincci auf der Straße mehrmals schlimmstens beschimpft und verbal attackiert wird. Vor 70, 80 Jahren, schreibt er, wurden Bücher verbrannt. Heute werden unliebsame Menschen fertig gemacht, ja vogelfrei gestellt. Jeder Dahergelaufene sieht sich berechtigt, ihn zu bespucken und zu beschimpfen. Was hat sich da gebesssert?  

Ist Pirincci, so Tenenbom, nicht das Menetekel für alle Zuwanderer: Solange ihr unterste, von der Hand im Mund abhängige Klasse bleibt, ist alles noch in Ordnung, aber wehe, wehe Ihr steigt auf!



Morgen Teil 2) Warum geschwärzte Stellen abgedruckt werden
- Nicht Gute Menschen, nein: Angst nicht geliebt zu werden
Dafür kann man schon mal unmenschlich sein.






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