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Sonntag, 9. April 2017

Ein Seelenbild von Kranken

"Für die in jenen ärztlichen Systemen des Unterbewußtseins entworfenen Menschenbilder sind überwiegend körperlich kranke und seelisch in Unordnung geratene Menschen Modell gestanden. Dieser Umstand, zusammengehend mit dem alle Naturwissenschaften beherrschenden induktiven Denken, das aus der Erfahrung an Einzelfällen verallgemeinernd zur Feststellung von Gesetzmäßigkeiten fortschreitet, hat - mindestens für einen Teil dieser Denksysteme - zwei bedenkliche Folgen gezeitigt: Ihr Bild vom Menschen schlechthin und das vom Walten der Tiefe-schlechthin trägt vielfältig die Züge in Unordnung geratenen Seelentums an sich. 

Und: Das Unterbewußte ist zu einer selbstherrlich unter der Schwelle des Bewußtseins herrschenden Macht (zum "Es" neben dem "Ich") verselbständigt, da die Art seines verborgenen Hereinwirkens in die Bewußtseinsgeschehnisse gerade im Falle der Verbiegungen von menschlichen Lebenslinien diese Auffassung nahezulegen scheint. 

Zu diesen beiden Bedenklichkeiten tritt noch eine dritte hinzu. In das Ergebnis dieses verallgemeinernden naturwissenschaftlich-induktiven Denkens sind sowohl weltanschaulich-philosophische Überzeugungen der Urheber der Systeme als auch bestimmte inhaltliche Festlegungen des Geschehens im Unterbewußtsein und aus ihm heraus - beide ebenfalls zu Unrecht verallgemeinert - mit eingegangen." 


Gerhard Pfahler in "Der Mensch und seine Vergangenheit"





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