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Sonntag, 25. Juni 2017

Der Geburtsfehler war DEUTSCHLAND (1)

Wollen wir ein wenig fester bereits an ein Thema anpochen, das wir hier bereits mehrmals angedeutet, nie aber wirklich ausgearbeitet haben. Namentlich geht es um die Problematik Deutschlands. Der VdZ hat immer wieder betont, daß er der Auffassung ist, daß die Probleme Deutschlands - gerade, ja GERADE in Zusammenhang mit der Identität, die praktisch sämtliche weiteren Probleme (man denke nur an die Migrationsfrage, die Frage um die Position zu Rußland, die verquere Haltung im Ukraine-Konflikt, ach, was nicht ...) - in den tragischen Entwicklungen des 19. Jhds. zur Unlösbarkeit aufgeschichtet worden waren. Sodaß sich die Gründung eines "Deutschland" (mit dem Feigenblatt "Deutsches Reich") als der Kapitalfehler herausstellt.

Denn Bismarck, den der VdZ als Persönlichkeit hoch schätzt, keine Frage, war in diesem Punkt doch recht  naiv. Er meint enämlich noch, daß ein neuer Gesamtstaat Deutschland OHNE militärische Verwickluingen bestehen könne. Dieses Deutschland explodierte ja förmlich, und zwar wirtschaftlich, und wurde auf den Weltmärkten zum Konkurrenten der absehbaren neuen Weltmacht, den USA, samt dem riesigen Block im Osten, Rußland, dessen weltpolitische Geltung allen Unkenrufen zum Trotz schon alleine aufgrund seiner geopolitischen Position (Rußland nimmt den Großteil der eurasischen Landmassen ein) und Rohstoffmacht nicht einen Moment ernsthaft bezweifelt werden kann. Und konnte. Heute kommt noch China dazu. 

Bismarck meinte, daß Deutschland Wirtschaftsmacht sein könne, OHNE seine militärstrategisch so problematische Position (wir haben hier eingehend darüber gehandelt, der Leser möge es vielleicht nachlesen) als "Zwischenland" anzurühren. Er meinte, daß Wirtschaftsmacht auch OHNE Militärmacht funktionieren könne. 

Zumindest theoretisch. Praktisch hat auch er sich von dem grotesk überwältigenden Sieg 1871 gegen Frankreich fortreißen lassen. Dieser Sieg war es auch,  der ganz Deutschland in eine gefährliche Illusion trieb. Daß es nämlich auch militärisch in der Lage wäre, seine Position als Weltmacht zu behaupten oder zu erkämpfen. Denn nur Naivlinge glauben, daß wirtschaftliche Expansion nicht auch staatsstrategische Notwendigkeiten nach sich zieht. Die Interessen eines Staates sind aber doch die Interessen seiner Bürger! Damit auch und vor allem - seiner Kaufleute. Fast könnte man sogar das als das hauptsächlich treibende Element der Weltgeschichte überhaupt bezeichnen. Wie viele Kriege haben sich nur an wirtschaftlichen Fragen entzündet!

In den innerdeutschen Geschehnissen, die an dem fatalen Fehlverhalten der Habsburger 1806 anknüpften, in dem das einzige Element, das Europa wirklich verbinden könnte und konnte, das Heilige Römische Reich, einfach in die Wolken geschossen wurde, weil Österreich die Verantwortung nicht mehr übernehmen wollte (und damit konnte), wurde mit preußischer Gewalt ein Staat geschaffen, der unvereinbare Kulturräume zu einem großen Ganzen zusammenzwang. Natürlich war das für viele "Moderne" (die nur technisch denken) verlockend, und die Rechnung schien auch aufzugehen: Deutschland katapultierte sich in die Riege der Weltmächte, und stand plötzlich im Rennen mit den USA und Rußland, zumal das Absinken Englands absehbar war, sein Imperium war eindeutig überdehnt. 

Nur hatte Deutschland die Mittel nicht, diese Position zu erkämpfen und zu behaupten. Ihm fehlte vor allem der Zugang zum Meer. Es war ein Binnenland, eingepfercht zwischen Mittelmächte wie Frankreich, Polen, Österreich, Skandinavien, Rußland, England ... lauter potentielle Konfliktzonen. Seine nun explodierende wirtschaftliche Macht war von der geostrategischen Möglichkeit nicht gedeckt. Es gehört zu den Grotesken der Weltgeschichte, daß die deutsche Politik das nicht zur Kenntnis nehmen wollte. Erst schon mit Kaiser Wilhelm, und dann noch einmal in der Weimarer Republik, und verschärft durch Hitler. Jedes, wirklich JEDES relevante Miltärwerk hat darauf hingewiesen, jeder halbwegs kompetente Militärstratege habe gewußt, daß dieses bzw. ein geeintes Deutschland einer militärischen Auseinandersetzung - und es kann keine Wirtschaftsmacht geben, die nicht im letzten auf der Macht beruht, konkrete Interessen durchzusetzen, also: auf Militär beruht - dieses Formats schon auf europäischer Ebene nicht gewachsen sein würde.



 Morgen Teil 2) Womit Europa schließlich devastiert wurde





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