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Dienstag, 11. Juli 2017

Die konkreten Folgen der Sünde (3)

Wenn der Leib ins Böse führt (Haltungen)

Damit wird deutlich, daß der Leib ins Böse selbst führen kann und definitiv auch führt, zumindest tendentiell, wenn auch nicht immer sofort und ganz. Die Art dieser Begierden widerstrebt also der Vernunft. G. K. Chesterton drückt es einmal so aus: der Mensch nach dem Sündenfall ist wie jemand der auf ein Pferd springt, das in alle Richtungen rennt. Die Herrschaft über dieses Pferd zu gewinnen, ihm also die Richtung der Vernunft vorgeben zu können, ist das, was man als "Tugend" bezeichnet. Sie stellt die leiblichen Ausrichtungen wieder in eine Vernunftordnung.

Die vierte Folge der Erbsünde ist die Verdunkelung des Verstandes. Dies ist in gleicher Weise auch bei aktueller Sünde der Fall. Der Geist wird als Sündenstrafe verdunkelt, das Licht weicht. Diese Verdunkelung des Verstandes ist in zwei Bereiche geteilt. Der erste ist daß aus dem Vestoß gegen die Natur (Sünde) das natürliche Licht des natürlichen Verstandes verdunkelt wird. Aber der Verstand ist  nicht nur körperlich zu begreifen (wie die Vergeßlichkeit bei Krankheit als Beispiel zeigt), sondern er ist untrennbar mit dem geistigen Aspekt verknüpft, der unabhängig von jeder Materie operiert. (Ein abstrakter Gedanke, sagen wir, ist völlig unabhängig von den konkreten Teilgedanken, die er zusammenfaßt.) 

Damit hängt er zum einen eng mit der Vorstellung zusammen, und damit zum anderen mit dem Urteil, in dem wir das Vorgestellte bewerten und gewichten und wirken lassen. Ein Beispiel: Wenn wir beten und zwar wissen, daß wir beten und das auch wollen, aber ständig von Vorstellungsbildern einer schönen Frau gefesselt sind. Man kann das durchaus auch "Unkonzentriertheit" nennen bzw. so verstehen, die immer eine Unfähigkeit ist, mit der Vernunft die Vorstellungskräfte zu lenken. (Das ADHS-Syndrom ist also kein Syndrom für sich, sondern die logische Folge eines Mangels der inneren Ordnung.)

Zwar kann niemand GANZ die Vernunft verlieren, ein letzter Rest bleibt immer, solange der Mensch eben lebt. Aber man kann ganz klar die Aussage treffen, daß Sünde den Menschen DUMM macht. Je mehr jemand sündigt, desto dümmer wird er. Die Soziologie weiß ganz klar, daß ein asoziales, verrottetes Charakterbild auch entsprechende Folgen für die Lebenstüchtigkeit hat. Asoziale, von viel Sünde gekennzeichnete Menschengruppen sind deshalb immer auch "dumme", untüchtige soziale Menschen gewesen. 

Es ist eine Abwärtsspirale: je mehr jemand sündigt, desto dümmer wird er, und je dümmer man wird, desto mehr sündigt er. Damit wird es einem Sünder immer schwieriger, geistige Dinge - Geist - zu realisieren. Denn er wird immer mehr auf physische Dinge fixiert, von diesen gebunden. Geist hingegen braucht eben Freiheit, als Ungebundenheit an rein physische Vorgänge, die die einem mögliche Vernunft nicht nach physischen, ungeordneten Gesetzen, sondern nach denen des logos, der Vernunft also formen..(Woraus der geistige Wert von Armut und Keuschheit vielleicht deutlich wird.) Die leiblichen Neigungen dominieren (in ihrer Verzweckungseigenschaft) die Vorstellungswelt, die Orientierung nach geistigen Gesetzen wird immer schwieriger.

Wer sündigt, wird dumm

Damit verdunkelt die aktuell begangene Sünde auch das Vermögen, Sünde überhaupt zu erkennen. Denn wir trainieren unsere niedrigen Geisteskräfte regelrecht darauf, nicht den Gesetzen der Natur zu folgen. Der Sünder wird insgesamt gesehen also irrational, selbst wenn er im Teilhaften noch "logisch" zu denken vermag. Bis die Sünde zum Laster wird, also zum Gegenteil der Tugend, zur eingeübten, verfestigten Haltung. Dagegen anzukämpfen verlangt dann bereits enorme Einzelkraft (durch die dem spezifischen Laster entsprechende, entgegengesetzte Tugend.)

Das funktionert aber genau so umgekehrtt. Je tugendhafter jemand wird, desto klarer wird sein Verstand, desto geistiger seine Vernunft. Mit anderen Worten ist der Tugendhafte in die Lage versetzt, seine geistigen Bilder mit der geistigen Ordnung in Übereinstimmung zu bringen (Vernunft).  Aber mehr noch. Der Mensch der Tugend vermag auch, seine Sinne immer akkurater zu machen. Auch diese richten sich nach der objektiven Welt aus. (Vereinfacht und als Beispiel: Der solchermaßen wirklich kultivierte Mensch vermag Dinge zu spüren, zu schmecken, zu empfinden, die dem lasterhaften Menschen einfach vorenthalten sind. Er SCHMECKT, RIECHT, FÜHLT das nicht, was der Tugendhafte schmeckt, riecht und fühlt. Weshalb es auch logisch ist, daß der lasterhafte, vernunftlose Mensch zu immer roheren "Genüssen" neigt. Seine Sinne stumpfen ganz real ab. Wieder ein Beispiel: Der sexuell hemmungslose Mensch VERLIERT den Sinn für die Freuden und Spielformen der Erotik, er wird immer mehr nur noch auf vordergründige, gar harte Lusterfüllung ausgerichtet sein.

Damit wird auch DIREKT die Fähigkeit verringert, zu erkennen! (Das kann keine "Bildung" ersetzen!) Der sündige Mensch erkennt also immer weniger von der Welt, und was er erkennt, wird immer gröber, einfacher zweckorientiert.

Wer nicht sündigt, wird klug

Umgekehrt erhöht der Mensch mit dem Wachstum seiner Tugend die Fähigkeit, immer mehr, immer weitgefächertere Informationen aufzunehmen und damit immer erhellendere Aussagen über die Welt zu treffen. Wahrheitsfähigkeit, Erkenntnisfähigkeit, "Wissen über die Welt" und Tugend (bzw. Laster bzw. Sünde) hängen also DIREKT zusammen. Es gibt eines nicht ohne das andere. 

Damit wird auch klar, daß es verschiedene Zustände von Kulturen gibt. Daß sich innerhalb der Kulturen ein Grad der Wahrheitsfähigkeit ausbildet, der entweder der Erkenntnisfähigkeit des Einzelnen zu- oder abträglich ist.  So können ganze Kulturen erbliinden und immer mehr fehlgehen (also immer mehr nur noch falsch entscheiden), weil sie sich auf ein Teilgut richten, dabie aber gegen eine Gesamtordnung verstoßen - oder sich in sich befruchtend erhellen und wachsen weil sich der Gesamtordnung der Vernunft immer mehr eingliedern. 

Der Sündige schneidet sich also von der Gnade ab. Die Gnade aber ist es, die den Willen stärkt und den Verstand erleuchtet. Gut zu denken, salopp formuliert, ist also eine Gnade, nämlich die Gnade der Teilhabe an der absoluten Vernunft. Die Sünde schneidet davon ab, und damit natürlich von der Weisheit. Denn die Weisheit ist die geschenkte Befähigung des Menschen, sich und die Welt so zu sehen, wie Gott - die absolute Vernunft - sie sieht. Eines der sichersten Zeichen für die Sünde ist deshalb, wenn ein Mensch nicht mehr hören will, was Gott sagt, sondern Gott nach seinen eigenen Maßstäben "definiert". (Wenn also z. B. Gott nur noch nach subjektiven Gefühlen bewertet wird. Man kann daraus auch von dieser Seite den ganzen Wahnsinn der subjektivistischen Wende in der Liturgie, noch weiter, in ganzen Religionen: etwa im Protestantismus, begreifen!)

Der Sünder spaltet sein Selbst

Aber ein entscheidender Aspekt der Sünde ist die Spaltung des eigenen Verstandes. Denn der Wille, der zum sündigen Verhalten treibt, handelt GEGEN das zutiefst innere Wissen um die Gesetze der Vernunft. Das Unterbewußte, um es einmal so zu sagen, sagt uns also (immer!), daß etwas falsch ist, wozu uns aber das bewußte Wollen treibt, ja zwingt. Damit wird dem Verstand Gewalt angetan. (Gewalt ist ja das Handeln gegen die Natur einer Sache.) Damit zwingt sich edr Sünder selbst, seinen Verstand zu verdunkeln, weil er sich dazu zwingt, GEGEN die Wahrheit zu handeln (und das als Denkbewegung zu verfestigen.) Damit gewöhnt sich der Sünder eine Art zu denken an, die seine Vernunftfähigkeit mehr und mehr verdunkelt. Selbst wenn sie sich noch in scheinbar logischen Zirkeln von Teilrichtigkeiten bewegt, wird er immer weniger in die Lage kommen, ein Insgesamt der Vernunft, also in Widerspruchsfreiheit und in einem zusammenfassenden Denken zu denken. Frü den, der beständig sündigt, der in Sünde lebt, wird es deshalb nicht einfach so, daß er nicht die Wahrheit sehen möchte (gerade bei Sündern ist die Sehnsucht nach Wahrheit oft besonders ausgeprägt) - er wird sie vielmehr nicht mehr sehen KÖNNEN. 

Natürlich wird damit auch die Fähigkeit, Gott oder religiöse Wahrheiten zu erkennen, immer mehr beeinträchtigt. Der Sünder kann sie in ihrer Relevanz nicht mehr in sich abbilden und bewerten. Da nützt dann auch kein Argument mehr. Der Sünder kann die Wirklichkeit Gottes gar nicht mehr erfassen. Es fehlt ihm (um es mit Heidegger zu sagen) die "Sprache der Sprache". Er mag es so und so "richtig" formulieren, aber er versteht es einfach nicht.

Die nächste direkte Folge der Sünde ist die Zerrüttung des Verhältnisses von Mann und Frau. Denn die Sünde macht das ganz normale, alltägliche Leben eben immer problematischer, immer schwieriger.

Indem er der Sünde folgt, stellt sich der Mensch aber auch ganz deutlich unter den Einfluß des Bösen, der Dämonen, des Teufels. Sie bekommen zwangsläufig immer mehr Kontrolle über den Menschen,der Mensch unterstellt sich ihnen. Daß sich das ind er Praxis meist scheinbar kaum direkt bemerken läßt (oder Dämonen sich nur selten direkt einschalten) liegt wohl darin, daß sich für die meisten Menschen bzw. Sünder der Aufwand gar nicht lohnt bzw. nötig ist, sie fallen sowieso schon in seine Hände, und sei es, weil die Kultur bzw. Unkultur die Menschen massenhaft von Gott abfallen läßt.


 Morgen Teil 4)






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