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Montag, 11. Dezember 2017

Knietief in Schuld watendes England (1)

Der irische Konflikt mit den Briten hat ja noch ganz andere, tiefe Gründe, die uns seit je vorenthalten wurden. Denn was sich in Irland in der legendären Hungersnot von 1845 bis 1850 abspielte, war so beispiellos, daß man dafür nur den Begriff "Völkermord" verwenden kann. Ausgangspunkt war die Tatsache, daß die irische Bevölkerung, die traditionell von der Landwirtschaft lebte, durch England praktisch enteignet worden war. Ihr Wohl und Wehe lag in den Händen der englischen Besatzer, der protestantischen - eigentlich noch mehr: antikatholischen - Landlords. Die Iren selbst waren buchstäblich und jahrhundertelang entrechtet, Objekt britischer Willfährigkeit und Mitleidlosigkeit, die seinesgleichen sucht. Die 8 Millionen Iren im Jahre 1845 waren unter der englischen Fremdherrschaft Sklaven im eigenen Land.

Nunmehr kam es in den Jahren vor 1840 auch in England durch eine Reihe von Mißernten (man spricht heute von der "kleinen Eiszeit", also wetterbedingten Umständen) zu einer Lebensmittelverknappung. Die britischen Landlords auf der grünen Insel nützten ihre Rechte, und schifften nunmehr rücksichtslos die in Irland produzierten agrarischen Produkte aus. Die Folge für Irland war jene unfaßbare Hungersnot, der neuesten Forschungen zufolge vielleicht sogar 5,25 Millionen Iren zum Opfer fielen. Daß es nicht mehr wurden war einerseits der Auswanderungswelle zu verdanken, die heute mehr Iren in den USA sein läßt, als im Mutterland, anderseits immerhin einsetzende Hilfslieferungen, auch aus Amerika.

Mit insgesamt 100.000 Soldaten - mehr, als zur Unterwerfung Indiens notwendig waren - wurden die Iren niedergehalten, die Lebensmittelexporte durch englisches Militär (und ihnen gleich gestellte Milizen der Grundbesitzer, die meist von englischen Offizieren angeführt wurden) geschützt. Die Schreckensberichte über verhungernde Iren sind wahrlich erschütternd. Brutal wurde jede Volkserhebung, ja sogar das Betteln unterdrückt, das den Wahnsinn offenbar gemacht hätte.

Die Erforschung hunderter, bisher nicht erforschter Massengräber hat nun ergeben, daß nicht ein- oder zweieinhalb, je nach bisheriger gut dokumentierter Ermittlung, sondern fünf und ein Viertel Millionen Iren ums Leben gekommen sind. Die Hälfte also, nicht ein Viertel der Bevölkerung.

Das ergab die Ausforschung von (meist verheimlichten, vergessenen, verborgenen) Massengräbern. Chris Fogarty, mit dem der VdZ in Kontakt steht, hat dazu ein bahnbrechendes Werk verfaßt, das aber nicht einmal öffentlich erhältlich ist, weil kein Verlag sich die Finger verbrennen möchte. (Wer Interesse hat, der VdZ kann den Kontakt vermitteln. Dieser historische Skandal sollte doch bekannt werden.)

Dieser Meinung, daß es sich in der sogenannten (quasi schicksalshaften, wetterbedingten) "Kartoffelbleiche" in Irland 1845 bis 1850 um einen unfaßbaren Genozid der Engländer handelt, sind auch Persönlichkeiten wie der amerikanische Professor für Völkerrecht, Dr. Francis Boyle. Der die Briten (bzw. Anglo-Amerikaner) anklagt, dieselbe Waffe sogar noch im Bosnien-Krieg angewandt zu haben. (Die Amerikaner sind mit dem Irak-Boykott noch im 21. Jahrhundert ihrer englischen Linie treu gefolgt; auch hier spricht man von mindestens einer Million Toten.) Der Leser möge seine Argumente auf dem verlinkten Video anhören. Eine bei uns wenig bekannte Tatsache ist ja, daß die britische und die amerikanische Außenpolitik mehr im gemeinsamen Bett liegen, als wir wahrhaben wollen.

Spätestens seit Cecil Rhodes und seinen Geheimorganisationen - keine Verschwörungstheorie, sondern eine öffentlich bekannte Verschwörung - ist die britische Außenpolitik inspiriert vom Gedanken einer "besseren Rasse", einer "überlegenen Kultur", die deshalb auch Sonderrechte und -pflichten zu einer ganz besonders definierten "Humanität" hat. Wie der darin involvierte Caroll Quigley in seinen Büchern schon vor fünfzig Jahren veröffentlicht hat, führt seit hundert Jahren der Gedanke, beide Länder, London und New York/Washington zu verschmelzen, zumindest in ihren Interessen zu vereinen, ein höchst einflußreiches Leben.

Die offizielle, politische englische Geschichtserzählung behauptet freilich bis heute, daß es sich 1845 bis 1850 in Irland um eine Kartoffelkrankheit (und als deren Folge Mißernten und damit Hungersnot), also um einen Unglücksfall gehandelt habe, ja daß Irland weit mehr Lebensmittel als Hilfeleistung erhalten als abgeliefert habe. (Es stimmt insofern, als sogar aus Amerika Hilfslieferungen eintrafen, als die Katastrophe dort publik wurde.)

E. Michael Jones stellt die Hintergründe so dar, daß England 1841 per Parlamentsbeschluß das absolute Privateigentum der Landlords gerade angesichts der Hungersnot in Irland bestätigt habe. Sodaß diese in der Lage waren, die tatsächlich auf der Insel geernteten Kartoffeln und Nahrungsmittel (die ihnen prinzipiell gehörten, denn in Irland gehörte offiziell alles, was wuchs, dem Landeigner) zu exportieren. Vor allem, weil es die Grundlage für den größten Gewinnbringer - Gin - war. Dazu waren diese Landeigner freilich sogar fast gezwungen, weil sie alle bei (jüdischen) Londoner Bankhäusern hoch verschuldet waren und die Erträge als Pfand eingesetzt hatten. Aber lassen wir das.


 Morgen Teil 2) Hunger als Politik der Menschenverachtung





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